In diesem Bericht wird eine Neubundierung einer Gitarre erläutert. Es handelte sich dabei um ein Instrument, das durch einen Fertigungsfehler seitens der Fabrik inakzeptabel schlecht in der Intonation war. Nach einer kurzen Untersuchung und Vermessung des Instruments stellte sich heraus, dass der Steg um 2 mm schief aufgeleimt war und dass die Bünde nicht an den eigentlich erforderlichen Positionen eingesetzt waren. Wie solche kapitalen Fehler zustande kommen, entzieht sich meiner Kenntnis… vielleicht ausgeschlagene Achsen der CNC Fräse für das Griffbrett und ein unachtsamer Bediener der Maschine, die die Stege aufsetzt.
Nach der Ursachenforschung war klar, dass in diesem Falle nur eine völlige Neubundierung in Frage kommt. Deswegen habe ich erst mal die alten Bünde vorsichtig entfernt, wobei es darauf ankommt das Ausreissen des Holzes am Nutrand zu vermeiden:
Im nächsten Schritt wurden die Bundnuten mit Schleifstaub und Spezialkleber verfugt, um wieder eine geschlossene und optisch einwandfreie Oberfläche zu erreichen:
Nach etwa 8-9 Durchgängen, in denen Füllen und Schleifen sich abwechselten, war das Griffbrett wieder völlig plan und die alten Nuten nur noch durch einen geringen Farbunterschied sichtbar. Dieser Farbunterschied gibt sich später noch beim Ölen.
Dann ging es daran, die neue Bundierung zu berechnen und die neuen Bundpositionen anzuzeichnen. Bei der Berechnung musste ich mit zwei Mensurlängen rechnen: Einmal mit einer Länge von 64,9 cm für die Diskantsaiten und einmal mit 65,3 für die Bassaiten. Der Unterschied ergab sich aus der schrägen Stegeinlage und dem zusätzlich falsch aufgeleimten Steg. Am Ende führte dies zu einer leicht gefächerten Mensur, was aber weder optisch noch beim Spielen wirklich auffällt oder gar stört. Auf diesem Bild sieht man deutlich, wie sehr die alten Nuten (dunkel) von den richtigen Positionen (hell) entfernt waren:
Nun ging es daran, die neuen Nuten einzusägen,
die Kanten zu brechen, damit die Bundstäbe auch hinein rutschen und schliesslich konnten die neuen Bundstäbe eingepresst werden.
Nun waren alle Bünde drin und sie mussten dann so abgefeilt werden, dass sie nicht über das Griffbrett hinaus ragen.
Natürlich werden dabei auch die Oberkanten der Bünde abgerichtet und fein poliert, damit die Bespielbarkeit gut wird und damit nicht rauhe Bundoberkanten zu einem erhöhten Saitenabrieb führen. Wer selbst mal seine Bünde polieren will, sollte das mit einem dünnen Brettchen tun, über das feinstes (1500 oder feiner) Schleifpapier gelegt wird. Nur bei einem dünnen Brett wird vermieden, dass man auf das Griffbrett abrutscht und das Holz unschöne Querstreifen bekommt:
Nun hiess es noch, das „neue“ Griffbrett zu ölen
und alles nochmal zu kontrollieren und schliesslich konnten wieder die Saiten drauf:
Auf diesem letzten Bild sieht man nochmal deutlich den schräg stehenden Steg, der das ganze Desaster erst verursacht hatte. Ein Entfernen des Steges hätte in diesem Fall übrigens keine Besserung gebracht, da die Bundpositionen auch in sich nicht richtig waren. Nun klingt die Gitarre wieder, sie hat keine Intonationsfehler mehr und ihr Besitzer freut sich über ein Instrument, das ihm wie neu vorkommt.